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6 janvier 2014

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Memorandum
critique de Bach
sur
l'organisation de la musique à Leipzig
23
Août 1730
(texte original intégral)

Elias Gottlaub Haussmann, Portrait de
Jean-Sébastien Bach, 1748. D.R.
Nous vous avions déjà livré la
traduction partielle de ce texte essentiel à la compréhension de l'exécution de
la musique sacrée de Bach à Leipzig daté du 23 Août 1730. Le Cantor y laisse
exploser ses doléances devant les ressources insuffisantes dont il dispose. Dans
la première partie du Memorandum (Entwurff), il fait le point sur les effectifs
requis et souhaitables pour jouer convenablement ses œuvres. La seconde est plus
circonstanciée et concerne les instrumentistes et élèves nommément, sans compter
les étudiants "extras" qui venaient renforcer l'orchestre. Alors que nous allons
revenir au cours d'un article de fond sur la querelle interprétative autour de
la taille du chœur chez Bach (3 ou 4 voix par partie, ou une voix par partie),
il nous a semblé utile de livrer ici intégralement le texte original, en
allemand, afin que chacun puisse examiner l'affaire sur pièces, sans les
traîtrises d'un traducteur. Nous demandons donc au greffier de faire admettre
cette preuve centrale au procès, et encourageons tous les germanistes à se
lancer dans cette lecture ardue d'un allemand alambiqué mâtiné de latin.
Lire la
traduction en français

Kurtzer; iedoch
höchstnöthiger Entwurff einer wohlbestallten Kirchen Music; nebst einigem
unvorgreiflichen Bedencken von dem Verfall derselben
Zu einer wohlbestellten Kirchen Music gehören Vocalisten und
Instrumentalisten. Die Vocalisten werden hiesiges Ohrts von denen Thomas
Schülern formiret, und zwar von vier Sorten, als Discantisten, Altisten,
Tenoristen, und Baßisten. So nun die Chöre derer Kirchen Stücken recht, wie
es sich gebühret, bestellt werden sollen, müßen die Vocalisten wiederum in
2erley Sorten eingetheilet werden, als: Concertisten udn Ripienisten. Derer
Concertisten sind ordinaire 4; auch wohl 5, 6, 7 biß 8; so mann nemlich per
Choros musiciren will. Derer Ripienisten müßen wenigstens auch achte seyn,
nemlich zu jeder Stimme zwey. Die Instrumentalisten werden auch in
verschiedene Arthen eingetheilet als: Violinisten, Hautboisten, Fleutenisten,
Trompetter und Paucker. NB. Zu denen Violisten / gehören auch die die, so
die Violen Violoncelli und Violons spielen. Die Anzahl derer Alumnorum
Thomanæ Scholæ ist 55. Diese 55 werden eingetheilet in 4 Chöre, nach denen 4
Kirchen, worinne sie theils musiciren, theils motetten und theils Chorale
singen müßen. In denen 3 Kirchen, als zu S. Thomæ, S. Nicolai und der Neüen
Kirche müßen die Schüler alle musicalisch seyn. In die Peters-Kirche kömmt
der Ausschuß, nemlich die, so keine music verstehen, sondern nur
nothdörfftig einen Choral singen können. Zu iedweden musicalischen Chor
gehören wenigstens 3 Sopranisten, 3 Altisten, 3 Tenoristen, und eben so
viele Baßisten, damit, so etwa einer unpaß wird (wie denn sehr offte
geschieht, und besonders bey itziger Jahres Zeit, da die recepte, so von dem
Schul Medico in die Apothecke verschrieben werden, es ausweisen müßen)
wenigstens eine 2 Chörigte Motette gesungen werden kan. (NB. Wiewohln es
noch beßer, wenn der Coetus so beschaffen wäre, dass mann zu ieder Stimme 4
subjecta nehmen, und also ieden Chor mit 16. Persohnen bestellen könte.)
Machet demnach der numerus, so Musicam verstehen müßen, 36 Personen aus. Die
Instrumental Music bestehet aus folgenden Stimmen; als:
- 2 auch wohl 3 zur Violino 1.
- 2 biß 3 zur Violino 2.
- 2 zur Viola 1.
- 2 zur Viola 2.
- 2 zum Violoncello.
- 1 zum Violon.
- 2 auch wohl nach Beschaffenheit 3 zu denen Hautbois.
- 1 auch 2 zum Basson.
- 3 zu denen Trompeten.
- 1 zu denen Paucken.
summa. 18. Persohnen wenigstens zur Instrumental-Music. NB. füget sichs,
dass das KrichenStück auch mit Flöten, (sie seynd nun à bec oder Traversieri),
componiret ist (wie denn sehr offt zur Abwechselung geschiehet) sind
wenigstens auch 2 Persohnen darzu nötig. Thun zusammen 20 Instrumentisten.
Der Numerus derer zur Kirchen Music bestellten Persohnen bestehet aus 8
Persohnen, als 4. StadPfeifern, 3 KunstGeigern und einem Gesellen. Von deren
qualitäten und musicalischen Wißenschafften aber etwas nach der Warheit zu
erwehnen, verbietet mir die Bescheidenheit. Jedoch ist zu consideriren, dass
Sie theils emeriti, theils auch in keinem solchen / exercitio sind, wie es
wohl seyn solte.
Der Plan davon ist dieser:
- Herr Reiche zur 1 Trompette.
- Herr Genßmar - 2 Trompette.
- vacat - 3 Trompette.
- vacat - Paucken.
- Herr Rother - 1 Violine.
- Herr Beyer - 2 Violine.
- vacat - Viola.
- vacat - Violoncello.
- vacat - Violon.
- Herr Gleditsch - 1 Hautbois.
- Herr Kornagel - 2 Hautbois.
- vacat - 3 Hautbois oder Taille
- Der Geselle - Basson.
Und also fehlen folgende höchstnöthige subjecta theils zur Verstärckung,
theils zu ohneentbehrlichen Stimmen, nemlich:
- 2 Violisten zur 1 Violin.
- 2 Violisten zur 2 Violin.
- 2 so die Viola spielen.
- 2 Violoncellisten.
- 1 Violonist.
- 2 zu denen Flöten.
Dieser sich zeigende Mangel hat bißhero zum Theil von denen Studiosis,
meistens aber von denen Alumnis müßen ersetzet werden. Die Herren Studiosi
haben sich auch darzu willig finden / laßen, in Hoffnung, dass ein oder
anderer mit der Zeit einige Ergötzligkeit bekommen, und etwa mit einem
stipendio oder honorario (wie vor diesem gewöhnlich gewesen) würde begnadigt
werden. Da nun aber solches nicht geschehen, sondern die etwanigen wenigen
beneficia, so ehedem an den Chorum musicum verwendet worden, succeßive gar
entzogen worden, so hat hiemit sich auch die Willfährigkeit der Studiosorum
verlohren; Denn wer wird ümsonst arbeiten, oder Dienste thun? Fernerhin zu
gedencken, dass da die 2de Violin meistens, die Viola, Violoncello und
Violon aber allezeit (in Ermangelung tüchtigerer subjectorum) mit Schülern
habe bestellen müßen: So ist leicht zu erachten was dadurch dem Vocal Chore
ist entgangen. Dieses ist nur von Sontäglichen Musiquen berühret worden.
Soll ich aber die Fest-Tages Musiquen, (als an welchen in denen beeden
HauptKirchen die Music zugleich besorgen muß) erwehnen, so wird erstlich der
Mangel derer benöthigten subjecten noch deütlicher in die Augen fallen,
sindemahln so dann ins andere Chor diejenigen Schüler, so noch ein und
andres Instrument spielen, vollends abgeben, u. mich völlig dern beyhülffe
begeben muß.
Hiernechst kan ich unberühret bleiben, dass durch bißherige reception so
vieler untüchtigen und zur music sich gar nicht schickenden Knaben, die
Music nothwendig sich hat vergeringern und ins abnehmen gerathen müßen. Denn
es gar wohl zu begreiffen, dass ein Knabe, sogar nichts von der Music weiß,
ja nicht ein mahl eine secundam im Halse formiren kan, auch kein musicalisch
naturel haben könne; consequenter niehmahln zur Music zu gebrauchen sey. Und
die jenigen, so zwar einige principia mit auch die Schule bringen, doch
nicht so gleich, als es wohl erfordert wird, zu gebrauchen seyn. Denn da es
keine Zeit leiden will, solche erstlich Jährlich zu informiren, biß sie
geschickt sind zum Gebrauch, sondern so bald sie zur reception gelangen,
werden sie mit in die Chöre vertheilet, und müßen wenigstens tact und
tonfeste seyn üm beym Gottesdienste gebraucht werden zu können. Wenn nun
alljährlich einige von denen, so in musicis was gethan haben, von der Schule
ziehen, und deren Stellen mit andern ersetzet werden, so einiestheils noch
nicht zu gebrauchen sind, mehrentheils aber gar nichts können, so ist leicht
zu schließen, dass der Chorus musicus sich vergeringern müße.
Es ist ja notorisch, dass meien Herrn Praeanteceßores, Schell und Kuhnach,
sich schon der Beyhülffe derer Herrn Studiosorum bedienen müßen, wenn sie
eine vollständige und wohllautende Music haben produciren wollen; welches
sie dann auch in so weit haben praestiren können da wohl einige vokalisten,
als: Baßist, u. Tenorist, ja auch Altist, als auch Instrumentisten,
besonders 2 Violisten, von E. HochEdlen udn Hochweisen Raht aparte sind mit
stipendiis begnadiget, mithin zur Verstärckung derer Kirchen Musiquen
animiret worden. Da nun aber der itzige status musices gantz anders weder
ehedem beschaffen, die Kunst üm sehr viel gestiegen, der gusto sich
verwunderenswürdig geändert, dahero auch die ehemahlige Arth von Music
unseren Ohren nicht mehr klingen will, und mann üm so mehr einer
erklecklichen Beyhülffe benöthiget ist, damit solche subjecta choisiret und
bestellet werden können, so den itzigen musicalischen gustum assequiren, die
neüen Arthen der Music bestreiten, mithin im Stande seyn können, dem
Compositori und deßen Arbeit satisfaction / zu geben, hat man die wenigen
beneficia, so ehe hätten sollen vermehret als veringert werden, dem Choro
Musico gar entzogen. Es ist ohne dem etwas Wunderliches, da man von denen
teütschen Musicis praetendiret, Sie sollen capable seyn, allerhand Arthen
von Music, sie komme nun aus Italien oder Franckreich, Engeland oder Pohlen,
sofort ex tempore zu musiciren, weie es etwa diejenigen Virtuosen, vor die
es gesetzet ist, und welche es lange vonhero studiret ja fast auswendig
können, überdem auch quod notandum in schweren Solde stehen, deren Müh und
Fleiß mithin reichlich belohnet wird, praestiren können; man solches doch
nicht consideriren will, sondern läßet Sie ihrer eigenen Sorge über, da denn
mancher vor Sorgen der Nahrung nicht dahin dencken kan, üm sich zu
peffectioniren, noch weniger zu distinguiren. Mit einem exempel diesen Satz
zu erweisen, darff man nur dach Dreßden gehen, und sehen, wie daselbst von
Königlicher Majestät die Musici salariret werden; Es kan nicht fehlen, da
denen Musicis die Sorge der / Nahrung benommen wird, der chagrin nachbleibet,
auch überdem iede Persohn nur ein eintziges Instrument zu excoliren hat, es
muß was trefliches und excellentes zu hören seyn. Der Schluß ist demnach
leicht zu finden, dass bey ceßirenden beneficiis mir die Kräffte benommen
werden, die Music in beßeren Stand zu setzen.
Zum Beschluß finde mich genöthiget den numerum derer itzigen alumnorum mit
anzuhängen, und so dann zu reiferer Überlegung es zu überlaßen, ob bey so
bewandten Ümständten die Music könne fernerhin bestehen, oder ob derer
mehrerer Verfall zu besorgen sey. Es ist aber nothwendig den gantzen coetum
in drey Claßes abzutheilen.
Sind demnach die brauchbaren folgende: (1) Pezold, Lange, Stoll, Præfecti,
Frick, Krause, Kittler, Pohlreüter, Stein, Burckhard, Siegler, Nitzer,
Reichhard, Krebs major u. minor, Schöneman, Heder und Dietel.
Die Motetten Singer, so sich noch erstlich mehr perfectioniren müßen, üm mit
der Zeit zur Figural Music gebrauchet werden zu können, heißen wie folget:
(2) Jänigke, Ludewig major und minor, Meißner, Neücke major und minor,
Hillmeyer, Steidel, Heße, Haupt, Suppius, Segnitz, Thieme, Keller, Röder,
Oßan, Berger, Lösch, Hauptman und Sachse.
Die von lezterer sorte sind gar keine Musici, und heißen also: (3) Bauer,
Graß, Eberhard, Braune, Seyman, Tietze, Hebenstreit, Wintzer, Ößer, Leppert,
Haußius, Feller, Crell, Zeymer, Guffer, Eichel und Zwicker.
Summa. 17 zu gebrauchende, 20. noch nicht zu gebrauchende, und 17 untüchtige.
Leipzig den 23. Aug. 1730.
Joh: Seb: Bach.
Director Musices.
Source : Bach-Dokumente I, item 22, disponible aussi sur
www.bach.de/leben/kirchenmusik.html
Lire la
traduction en français
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